Der Heimatverein trauert um Dr. Bernd Rühle

10.9.1932 – 1.5.2014

Dr. Bernd Rühle, Ehrenbürger Erkners seit 2003, ist nach langer schwerer Krankheit am 1. Mai 2014 verstorben.

Eine Stadt kann ihre Bürger auf dem Weg in die Zukunft mobilisieren, ihre Identität mit dem Heimatort fördern, wenn ihnen deutlich gemacht wird, welch erfolgreicher und mühevoller Weg bisher zurückgelegt wurde. Dafür, dass die Gemeinde und seit 1998 Stadt Erkner sich ihrer Wurzeln bewusst werden kann, steht das Lebenswerk von Dr. Bernd Rühle. Mit der Verleihung des Titels „Ehrenbürger der Stadt Erkner“ sollte vor allem sein verdienstvolles, zumeist ehrenamtliches Wirken für den Neuaufbau der kriegszerstörten Gemeinde, ihre Entwicklung zur Stadt und ihre überregionale Ausstrahlungskraft gewürdigt werden. Beharrlich bestrebt, wertvolles Kulturgut und humanistisches Erbe zu bewahren, positive Traditionen zu pflegen, die Heimatgeschichte zu verbreiten, ging er Mitbürgern verschiedener Generationen mit gutem Beispiel voran, motivierte er zahlreiche Mitstreiter.

Seit dem Pädagogikstudium an der Humboldt-Universität hat sich Bernd Rühle, der seit 1938 in Erkner wohnte, hier die Kriegsereignisse miterlebt und 1951 an der Theodor-Fontane-Oberschule das Abitur abgelegt hat, kreativ und zielstrebig als Spiritus rector, mit Ausdauer, einsatzfreudig und selbstlos als Macher trotz schwieriger Bedingungen und mancher Rückschläge für die städtische Ausprägung der Kommune engagiert. Obwohl er seit 1969 in Berlin wohnte, fühlte er sich stets mit Erkner eng verbunden und bereicherte trotz angegriffener Gesundheit mit Rat und Tat das geistig-kulturelle Leben.

Maßgeblichen Anteil hat der Pädagoge und Heimatforscher an der Profilierung in Erkner bislang unbekannter Kultur- und Bildungsstätten einschließlich damit verbundener Arbeits-, Forschungs- und Begegnungsmöglichkeiten – speziell im Gerhart Hauptmann-Museum, im Heimatmuseum und im Heimatkundlichen Archiv. Dabei wirkte er ehrenamtlich als Leiter und Hauptakteur 1958 – 1980 in der Gerhart Hauptmann-Gedenkstätte und 1994-1997 hauptamtlich als Direktor des G. Hauptmann-Museums. Seit 1958 trug er beim zunächst hobbymäßigen Ergründen der Vergangenheit Erkners seit der ersten urkundlichen Erwähnung anno 1579 zahlreiche Dokumente, Fotografien, Presseorgane, Biografien und weitere Zeitzeugnisse zusammen. Anlässlich der 400-Jahr-Feier der Gemeinde 1979 konnte er mit seinen Exponaten in einem ehemaligen Kolonistenhaus die Heimatgeschichtliche Sammlung etablieren. Diese kommunale Einrichtung wurde 1979-91 erweitert und wird nach gründlicher Rekonstruktion seit 1996 als Heimatmuseum vom Heimatverein betrieben.

Nach Bernd Rühles Anregungen stellte man ortsgeschichtlich bedeutsame Bauwerke (z.B. Lassensche Villa, Pfälzer Kolonistenhaus) und wertvolle Gehölze (Maulbeerbaum, seltene Arten im Rathauspark, uralte Eichen) unter Schutz. Hier entstanden die Gedenkstätte „8. März 1944“, der Albert-Kiekebusch-Wanderweg und der G. Hauptmann-Literaturpfad. Mit den neu geschaffenen Institutionen, jedoch auch andere örtliche Gegebenheiten nutzend, oganisierte Bernd Rühle niveauvolle Veranstaltungsreihen und Angebote, wie Märkische Abende seit 1981, Heimatfeste seit 1993 (mit historisch kostümierter Gruppe), Kolonistenfeste seit 1998, Freiluftkonzerte, historische Ortsführungen. Mit seinen umfangreichen Kenntnissen veröffentlichte er neben zahlreichen Presseartikeln populärwissenschaftliche Publikationen, z.B. Beiträge zur Chronik Erkners, zwei Bildbände „Erkner in alten Ansichten“. Bei 19 „Erkneraner Heften“ ist Bernd Rühle mit 4 eigenen Titeln beteiligt; für den 5. liegt ein Entwurf vor. Bei alledem kamen ihm langjährige Erfahrungen als Leiter des Heimatkabinetts Berlin-Köpenick zugute.

Seit der politischen Wende 1989/90-1994 für das Kulturamt der Gemeinde verantwortlich, unterstützte Dr. Rühle die freie Entfaltung vielgestaltiger kultureller Aktivitäten und Freizeitangebote für alle Altersgruppen. Dabei gründete er mit dem seit 1966 aktiven Arbeitskreis Heimatgeschichte und anderen aufgeschlossenen Bürgern am 19. April 1991 den Heimatverein Erkner e.V., der seit 1996 als Betreiber des Heimatmuseums durch Pflege und Instandsetzung des Komplexes am Sonnenluch, durch populäre Veranstaltungen und weitere Initiativen (z.B. Denkmalpflege, Rettung eines kostbaren Bechsteinflügels) geachtet wird.

Im April 2001 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins ernannt und am 30. Mai 2001 in des Ehrenbuch der Stadt Erkner eingetragen. Zweifellos ist es in seinem Sinne, das erhaltene und neugeschaffene Kulturgut als wertvollen Bestandteil der städtischen Infrastruktur und als ein Zeugnis Brandenburger Geschichte nicht nur für die Einwohner und Besucher Erkners sinnvoll koordiniert und effektiv zu nutzen, sondern die Leistungen inhaltlich und institutionell weiter zu entwickeln. Wir sprechen den Angehörigen, besonders seiner Ehefrau Gudrun, unser Beileid aus. Wir werden Dr. Bernd Rühle ein ehrendes Andenken bewahren.

Heimatverein Erkner e.V., Joachim Schulze, Vorsitzender